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Portrait: Nubia Lazo – Feministin, Priesterin und unermüdliche Kämpferin für Frauenrechte

Nubia Lazo geht ihren Weg konsequent, auch wenn er oft gegen den Strom führt. Ihr Engagement für Frauenrechte, ihre spirituelle Kraft und ihre unermüdliche Arbeit mit Las Mélidas machen sie zu einer beeindruckenden Stimme für soziale Gerechtigkeit in El Salvador.

Text von Nesrin Negm

Nubia in ihrer Rolle als Priesterin
Nubia bei einem der Selbstfürsorge Workshops bei Las Mélidas

Als Nubia Lazo mit 13 Jahren zum ersten Mal mit Las Mélidas in Kontakt kam, waren sie noch klein – und sie selbst noch ein Teenager. Ein freiwilliges Projekt zur HIV-Prävention weckte ihr Interesse und veränderte ihr Leben. Damals hätte sie sich wohl kaum vorstellen können, dass sie Jahrzehnte später als Priesterin, Feministin und Gemeindeaktivistin eine zentrale Stimme für die Rechte von Frauen in El Salvador sein würde.
Der Weg dorthin war alles andere als geradlinig – und gerade deshalb so inspirierend. Schon während der Schulzeit wählte sie zuerst Buchhaltung als Schwerpunkt, bevor sie sich an der Universität für Kommunikationswissenschaften und Wirtschaft einschrieb. Sie war immer schon interessiert an gesellschaftlichen Zusammenhängen und Gerechtigkeit. Ihre sozialen Wurzeln festigte sie durch ihren Servicio Social, motiviert durch den Wunsch, sich für Menschen mit HIV einzusetzen – ein Thema, das sie persönlich berührte.


Die Schule des Feminismus – und der Beginn eines Lebenswegs

Zwei Jahre nach ihrem Universitätsabschluss wurde sie von Rina Clara, einer der Gründerinnen von Las Mélidas, eingeladen, an einer feministischen Ausbildung teilzunehmen. Diese dreijährige formación feminista öffnete ihr die Türen in die kommunale Politik. Fast zehn Jahre arbeitete sie im Rathaus – die letzten drei Jahre davon unter der ersten weiblichen Bürgermeisterin ihrer Region.
In dieser Zeit setzte sich das Team gemeinsam mit Las Mélidas für die Schaffung eines Jugendrats in sieben Territorien ein. Drei junge Frauen pro Gebiet nahmen an feministischen Schulungen teil, viele von ihnen blieben als aktive Mitglieder in der Bewegung. Doch mit dem politischen Wechsel verlor die Bürgermeisterin die Wahl, und das Büro für Frauenbelange wurde geschlossen – ersetzt durch ein Familienbüro.

Flucht, Neubeginn – und der Weg zur Theologie

Nach einem gewalttätigen Vorfall in ihrer Beziehung verließ Nubia ihre Stadt und ging für ein Jahr zum Studium nach Kolumbien. Zurück in El Salvador arbeitete sie als Beraterin – unter anderem mit Gemeinschaftsradios und in schwierigen ländlichen Regionen. Um Frauen auf dem Land besser zu verstehen, begann sie ein Psychologiestudium, das sie später abbrach – nicht aus Desinteresse, sondern weil das Leben selbst sie in eine andere Richtung lenkte.
Eines Tages, auf dem Weg zu einem Treffen mit Frauen auf dem Land, bat ein Mann sie um Hilfe: Seine Frau lag in den Wehen. Nubia begleitete sie ins Krankenhaus – doch die Frau starb. Diese Erfahrung veränderte alles. Der Priester machte die verstorbene Frau für den Tod ihres Kindes verantwortlich. Nubia begann daraufhin, sich intensiv mit Theologie und der Frage der reproduktiven Rechte auseinanderzusetzen – speziell mit dem Recht auf Abtreibung.

Zwischen Kirche und Feminismus: Ein Spagat mit Herz und Haltung

Mit Freundinnen gründete sie schließlich die Organisation Católicas por el Derecho a Decidir (Katholikinnen für das Recht auf Selbstbestimmung). Sie begann ein Theologiestudium, um feministische Argumente in kirchlichen Diskursen glaubwürdig zu vertreten. Trotz Anfeindungen – besonders wegen der scheinbar unvereinbaren Identität als Feministin und gläubige Christin – blieb sie standhaft.
Heute arbeitet Nubia als ehrenamtliche Priesterin in der Gemeinde Santa María Magdalena. Jeden Sonntag hält sie die Messe. Zugleich engagiert sie sich weiterhin im psychosozialen Rahmen für die Selbstheilung und das Selbstwertgefühl von Frauen, die Gewalt erlebt haben – unter anderem im Rahmen ihrer Arbeit mit “Las Mélidas”.

Mentorinnen, die prägten

Nubia spricht mit großer Dankbarkeit von ihren feministischen Vorbildern: Rina Clara, Gladis Colato und Conchita Aparicio – allesamt ehemalige Guerilleras. Die ersten Beiden waren Mitgründerinnen von Las Mélidas. Und Conchita lehrte sie nicht nur politische Theorie, sondern auch eine sanfte, menschliche Pädagogik: Der Ton macht die Musik – besonders bei der Arbeit mit Gewaltopfern.

Nubia und Nesrin nach ihrem Gespräch bei Las Mélidas

Hindernisse – und wie sie damit umgeht

Nubia wurde oft diskriminiert – wegen ihres Alters, ihres Geschlechts, und weil sie eine Frau des Glaubens ist, die sich feministisch positioniert. Als junge Frau wurde ihr Kompetenz abgesprochen. Eine Führungsposition blieb ihr trotz mehrjähriger Erfahrung verwehrt – sie sei “zu jung”.
Auch im feministischen Umfeld erlebte sie Abgrenzung. „Feministinnen sind doch Marxistinnen – und Religion ist Opium fürs Volk“, hieß es. Ihre spirituelle Seite machte sie zur “feminista rara”. Doch Nubia blieb sich treu.

Visionen für eine gerechtere Zukunft

Trotz der schwierigen Lage im Land glaubt sie an “kleine Gerechtigkeiten”. Ihre Gemeinde versteht sie als einen sicheren Ort für Menschen mit unterschiedlicher Sexualität. Besonders am Herzen liegt ihr die Frage: Wer kümmert sich um queere Menschen, wenn sie alt werden?
Ihr Traum: Ein Altersheim für LGBT-Personen. Das Grundstück dafür hat sie bereits.

Selbstfürsorge – in ihrem eigenen Rhythmus

Nubia schöpft Kraft, indem sie auf ihre Bedürfnisse achtet. Sie zieht sich regelmäßig zurück, kocht für sich, schaut Serien – einfach, um wieder zu sich selbst zu finden. Einmal im Jahr nimmt sie sich eine bewusste Auszeit.

 Mehr Informationen zu Las Mélidas und deren Engagement: https://lasmelidas.org.sv/

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Porträtfoto von Josef WOLFBEISSER (2), Mitarbeiter bei ConPlusUltra
DI
Josef Wolfbeißer
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